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Wir haben inzwischen Anfang November - da ist der Indian summer fast rum - und es zieht mich immer wie magisch an unsere Voralpenflüsse um noch den einen oder anderen schönen Tag am Wasser zu verbringen und dem schönsten Hobby der Welt nachzugehen. Kurz gesagt ich war beim Fliegenfischen und möchte Euch die Geschichte nicht vorenthalten.

 

Sonntagvormittag, relativ spät, gegen 10:30 entschloss ich mich kurzfristig wieder mal die Fliegengerte zu schwingen. Schnell alle Sachen ins Auto gepackt und auf den Weg gemacht – um ca. 11:30 Uhr war ich in Bad Tölz und vermutlich gegen  11:45 am Wasser. Das Wetter war eigentlich genial, bewölkt mit sonnigen Abschnitten - relativ warm, kahle Birken säumten das Ufer und so empfing mich mein erster Spot.

Ich hatte es auf die ausgewaschene Uferkante abgesehen und versuchte meine Nymphe mit der Strömung in die unterspülten Bereiche treiben zu lassen – das hat dann auch prompt den ersten Verlust beschert, vermutlich in einer Wurzel oder ähnlichem hat sie sich wohler gefühlt die 10er Goldkopfnymphe und blieb gleich dort.

Neues Vorfach, neue Nymphe – neues Glück.

Es war nicht ganz so – zumindest noch nicht so, der Spot wollte nämlich keinen Fisch hergeben, auch wenn ich es vermutlich eine Stunde lange nicht glauben konnte und mich etwas entmutigt weiter auf den Weg machte.

Ich querte oberhalb einer Rausche und traf, sehr zu meiner Freude, meinen Kumpel Fischi dort an. Dieser berichtete mir kurz vom Verlauf des Vormittags und meine Hoffnung schwand noch etwas weiter, kurz gesagt, wir waren nicht die einzigen mit dieser Sonntagsidee und vermutlich waren alle bekannten Spots heute schon mal befischt worden. L

Während unseres Gespräches wanderten wir langsam am Ufer entlang und ich konnte, dank der Polbrille, einen guten Fisch in der Strömung beim nymphen erkennen. Kein Gelände für einen eleganten Wurf, aber mit einem Switchcast konnte ich die Steinfliegennymphe gut anbieten, beim zweiten Wurf passte es genau, ich kann die Nymphe nicht sehen im Wasser, aber ein kurzes flankierender Forelle – Anschlag – hängt und nach einem kurzen Drill kam diese schlanke 46er zum Vorschein.

Die klassische Räucherportion für meine Frau ;)

Meine Hoffnung stieg sofort wieder an, und ich war vom nächsten Spot schon wieder überzeugt bevor ich dort ankam und es sah gut aus. Ein großer Strömungskessel, quasi ein großes Loch mitten im Fluss, das über die ganze Breite flach ausläuft.

Fischi hatte seinen Angeltag vor dem Spotwechsel  beendet  und ich braucht mal wieder ein Stunde bis ich es fassen konnte, dass auch hier kein Fisch zu holen ist und mich erneut auf den Weg machte zur nächsten Stelle.

Ein umgestürzter Baum erregt meine Aufmerksamkeit, er hing zur Hälfte ins Wasser und dahinter hat sich ein Gumpen gebildet. Langsam stand ich aus der Hocke auf, da sah ich sie stehen, sicher über 50 cm, vielleicht sogar 60 cm. Nun wurde ich etwas nervös, der Standplatz war so genial, dass er quasi unbefischbar war, keine Chance einer vernünftigen Präsentation, starr verweilte ich für einige Minuten und beobachtete das Geschehen. Es war sicher über 2,5 Meter tief dort, sehr schnelle Strömung außen – sie fraß kontinuierlich, aber selbst wenn ich sie an den Haken bekäme wäre sie hier nicht zu landen gewesen – also weiter im Gelände.

Keine 150 Meter entfernt, ein aus der Uferböschung gefallener Stein mit ähnlichen Bedingungen, fällt mir erst auf als ich neben ihm stehe, lässt mich erneut zur Salzsäule erstarren. Dieser Schatten war sicher noch etwas größer, ist das ein Fisch? Direkt an der Strömungskante, fast unsichtbar – sicher? Und was für eine Granate.  Ich bemerke ein leichtes Zittern als ich den Köder wechsel und der Knoten wollte auch zweimal gemacht werden. Ich wählte eine realistische Steinfliegennymphe an einem langen 8er Haken (Patridge H3ST) und der Rollwurf kam zielgenau. Sie flankiert, die Schnur stoppt und ein Anschlag mit dem Thunfische haken könnte – schlaffe Schnur.“ Das war’s jetzt, die ist weg“, geht es mir durch den Kopf, als ich sie an genau an der gleichen Stelle wie zuvor ganz kurz erkennen konnte. Das gibt’s doch nicht, offenbar ist meine Nymphe vorher am Grund hängen geblieben und ich hatte den Fisch gar nicht am Haken und hab‘ das Vorfach einfach abgeschlagen.

Die innere Aufregung stieg weiter an, es war die letzte Steinfliege dieser Art in meiner Box – Mist! Ich versteckte mich um ein neues Vorfach sowie eine neue Nymphe an die Schnur zu knoten und schlich langsam zurück – sie war noch da, Rollwurf-replay, sie zieht leicht nach draußen, Schnurspitze stopt, dosierter Anschlag – hängt. Keine Bewegung, ich sehe sie, ich werde doch nicht wieder irgendwo hängen, sie zeigt leicht ihre Flanke, ich sehe den roten Streifen, der Druck lässt nach – sie hängt!

Was nun für einige Minuten folgte kann ich gar nicht richtig in Worte fassen, als der Fisch realisierte, da stimmt was nicht, ist er mitten in die Strömung hinaus und am Grund gestanden, nach vielen Fluchten kam er zurück zu seinem Standplatz und in der Endphase wagte ich ein kurzes Video bevor ich diesen Milchner mit dem Schwanzwurzelgriff landen konnte.

Meine bisher größte Raini aus der Isar, mit 65 cm und 2,7 kg Gewicht hat sie einen ordentlichen Drill geliefert, hat es mir nicht leicht gemacht.

Nach diesem Fang musste ich mich erst mal setzen, bewunderte den Fisch und entschloss mich damit diesen Tag zu beenden.

Auf der Rückfahrt ging mir dann dieser andere Fisch immer wieder durch den Kopf. Sollte das auch solch ein Kaliber sein? Ist es seine „Braut“? Wie könnte man den Spot beangeln?

Auch 2 Tage später waren meine Gedanken immer bei diesem Fisch und ich versuchte es am Mittwoch erneut, um es kurz zu machen, es gelang mir nicht diese Forelle zu überlisten. Es hatte sich aber ein anderer Gast am Standplatz der Großen eingefunden welcher dann mit 51 cm Länge ein guter, aber auch der einzige Fang des Tages  war.

Petri Heil

Stephan